Rudern in Königs Wusterhausen - Rückblick auf eine über 100jährige Tradition
Im Jahr 2017 können die Ruderkameraden des Ruderclub Königs Wusterhausen auf eine über 100jährige Tradition zurück blicken. Eine abwechslungsreiche, interessante Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen kann man sich im Ruderclub Königs Wusterhausen erzählen.
Die Anfänge
1906 gründeten sich zwei der drei Vereine, aus denen der RCKW hervorgegangen ist. Aus einer kleinen Gruppe Berliner Ruderer entstand am 28.03.1906 der Berliner Ruder-Club "Merowinger" e.V. Einige Ruderkameraden der existierenden Berliner Rudergruppe "Normannia" gründeten am 09.06.1906 den "Ruder-Verein Königs-Wusterhausen 1906 e.V.
Anfangs noch auf Unterkunft auf fremden Besitz angewiesen, konnten beide Vereine bis 1914 auf eine aufblühende Entwicklung zurückblicken. Während sich der BRC Merowinger einen Schuppen auf dem Grundstück Tabberts Waldschlößchen in Treptow schuf und das Bootsmaterial jährlich vermehrt wurde, war der RV KW auf dem Gelände der Villa "Elisabeth" Neue Mühle/Niederlehme beheimatet, bis er sich entschloss, das Bootshaus in der Fasanenstraße 34 bis 1910 zu erbauen, welches heute noch die Heimstätte unserer Ruderer ist.
Am 6. Juli 1911 fanden sich einige ruderbegeisterte Herren aus Königs Wusterhausen zusammen und gründeten den Ruder-Club Königswusterhausen e.V., den dritten Verein, der mit unserer Rudergeschichte zu tun hat. Auf dem Gelände des Gasthauses Riedel hatte der RCKW seine erste Unterkunft.
Die Ruderkameraden der Vereine machten viele Wanderfahrten, nahmen an Regatten teil und hatten viele gesellige Zusammenkünfte. Unterbrochen wurde dieser schöne Rudersport durch den ersten Weltkrieg, aber allen Unbilden zum Trotz waren nach der Wiederaufbauarbeit weitere Erfolge zu verzeichnen.
Der BRC Merowinger brauchte eine räumliche Vergrößerung, verschiedene Pläne schlugen aber fehl. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem BRC Merowinger und dem RV KW brachten die Gedanken einer Fusion näher und so wurde aus beiden Vereinen am 18.01.1922 der Berlin-Königswusterhausener Ruder-Verein "Merowinger"e.V.gegründet. Durch diese Fusion war man in der Lage, das infolge des Krieges den damaligen Mitgliedern des RV 1906 verlorengegangene Bootshaus an der Dahme zurück zu erwerben. Der RC Königs Wusterhausen dagegen schuf sich sein Bootshaus in Neue Mühle in der Küchemmeisterallee 51/52.
Die 1920er-1940er Jahre
Die Jahre bis 1939 waren von Aufbauarbeiten, Teilnahme an Regatten wie z.B. Punktfahrten der Interessengemeinschaft der Dahmerudervereine und vielen Wanderfahrten geprägt.
Der zweite Weltkrieg traf die Vereine mit aller Macht und führte zum Zusammenbruch der Ruderei. Nach 1945 wurden die Vereine durch den Befehl Nr. 124 der Sowjetischen Militäradministration Deutschlands (SMAD) enteignet. Das Bootshaus in der Fasanenstraße wurde von Umsiedlern, einem Arbeitskommando vom Werk der Jugend genutzt und ging am 04.09.1948 in das Eigentum der Jugendheim G.m.b.H. über. Der BKRV "Merowinger" existierte noch bis 1969 in Westberlin und wurde dann aufgelöst, da fast alle Mitglieder verstorben waren.
Das Bootshaus des RC KW wurde zum Schafstall umgebaut, danach an eine Fa. Kreomke verpachtet und industriemäßig genutzt. Heute wird dieses Gelände vom ESV Königs Wusterhausen e.V. Wassertouristik genutzt.
In den folgenden Jahren wurde die Ruderei weiter gepflegt und man durchlebte Höhen und Tiefen. Probleme zeichneten sich in den sechziger Jahren ab, als sich zunehmend das Wanderrudern entwickelte, aber die Jugendarbeit und das Schülerrudern vernachlässigt wurde. Als Reaktion darauf wurde begonnen, sich wieder auf die Kinder- und Jugendarbeit zu konzentrieren. Die Arbeit mit den Jüngeren ging aufwärts, ein Großteil der älteren Ruderer zog sich aber zurück und die Arbeiten am Bootshaus und am Bootsmaterial nahmen zu.
Die 1950er-1980er Jahre
Am 12.01.1949 fanden sich einige Sportfreunde zusammen, um den Rudersport in Königs Wusterhausen zu neuem Leben zu erwecken. Es wurde die Rudersparte der SG Eintracht Königs Wusterhausen gegründet. So setzte wieder ein reger Ruderbetrieb ein und auch die ersten Erfolge wie z.B. auf dem Deutschlandtreffen der Jugend in Grünau, bei den DDR-Meisterschaften in Grünau usw. konnten 1950 verzeichnet werden.
1953 wurde das Bootshaus, nachdem es kurz von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) belegt war, endgültig Eigentum der Stadt Königs Wusterhausen. 1955 rief man die Betriebssportgemeinschaft (BSG) ins Leben und die Rudersparte wandelte sich in eine Sektion. So entstand die BSG Einheit Sektion Rudern.
In den folgenden Jahren wurde die Ruderei weiter gepflegt und man durchlebte Höhen und Tiefen. Lag der Fokus in den 60er Jahren noch mehr auf der Wanderruderei, wurde Ende der 60er Jahre wieder mehr Zeit in die Nachwuchsarbeit investiert.
In den 70er Jahren stand die Entwicklung des Kinder-und Jugendbereiches im Vordergrund und Dank großzügiger Unterstützung aller Verantwortlichen sowie anderer Sektionen konnte unser Bestand an Rennbooten stark erhöht werden. Neben den sportlichen Aktivitäten mussten viele Dinge von baulicher Natur geregelt werden. Der sich vergrößernde Bootspark wollte gepflegt werden. Und an dem mittlerweile 50 Jahre alten Bootshaus mussten viele bauliche Mängel behoben werden.
Der Name "Einheit KW" tauchte verstärkt auf den Regattaplätzen auf. Die wichtigsten errungenen Siege waren die Bezirksmeister- und DDR-Meistertitel 1977 und 1978 im Schülerbereich. Aber auch das Wanderrudern wurde weiter ausgebaut. Die Einheitsruderer erschienen in Mecklenburg, auf heimischen Gewässern, aber auch auf Moldau, Elbe und Donau. Unser Bootshaus war Rastplatz für viele Wanderruderer aus der DDR und wenn man sich mit einigen länger unterhielt, so staunte man, wie viele doch von der anderen deutschen Seite dabei waren.
Die Wende und die 1990er Jahre
Im Januar 1989 konnten wir das 40jährige Bestehen der Sektion Rudern feiern. Aber wie das Leben so spielt, ein knappes Jahr später kam die Wende und somit ein neues Kapitel unserer Rudergeschichte. Zu unserem großen Glück übernahm die Stadt KW auch weiterhin dieses Objekt.
Am 18. Oktober 1990 wurde der Ruderclub Königs Wusterhausen e.V. gegründet und es blieb weiterhin spannend..
Es galt trotz erheblicher Baumaßnahmen den Trainigs- und sonstigen Betrieb aufrecht zu erhalten. Anfang bis Mitte der neunziger Jahre konnten wir unsere Sanitäranlagen von Grund auf überholen. Nahtlos schloss sich die Neueindeckung des Daches und der Einbau neuer Fenster an. Auch die Terrasse und das Parkett im großen Saal konnten erneuert werden und das Bootshaus wurde mit einer neuen Heizung ausgestattet.
All das konnte nur mit Hilfe von Mitteln der Stadt Königs Wusterhausen, mit Fördermitteln, durch Sponsoren, eigenen finanziellen Mitteln des RC KW und immer wieder unermüdlicher Eigenleistung der Ruderkameraden geschaffen werden.
In das Jahr 1998 fiel ein weiterer entscheidender Einschnitt. Im Oktober wurde mit der Stadt Königs Wusterhausen ein Pachtvertrag abgeschlossen, der 1999 in Kraft trat. Darüber hinaus mussten sich die Mitglieder des RC KW ab nun noch aktiver in den Erhalt von Bootshaus und Gelände einbringen, da der von der Stadt Königs Wusterhausen gestellte Hausmeister wegfiel.
Die 1990er bis heute
Aber trotz all' dieser Arbeiten kam der gesamte Sportbetrieb nicht zu kurz. In den letzten drei Jahrzehnten konzentrierte sich die Sportarbeit des Vereines in zwei Richtungen. Zum einen auf die Kinder- und Jugendarbeit und zum anderen auf das Wanderrudern.
Die Mitgliederzahlen haben sich in den letzten Jahren vor allem im Jugendbereich erhöht. So wurde durch viel Eigenengagement und durch viele Fördermittel von der Stadt KWh und dem Landkreis Dahme-Spreewald unsere Bootsflotte stetig erneuert und verbessert.
Aufgrund des besseren Bootsbestandes und einer unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit von vielen verschiedenen Übungsleitern präsentierte sich der RCKW in den letzten 25 Jahren auf Wettkämpfen im Land Brandenburg, aber auch deutschlandweit, wobei wir im Land Brandenburg mit anderen Rudervereinen konkurrieren können. Es wurden in den letzten zwei Jahrzehnten viele Landesmeistertitel errungen.
Darüber hinaus kann der RC KW stolz auf die wiederholte Teilnahme an dem Bundeswettbewerb für 13-14jährige Ruderer und an der Deutschen Meisterschaft sein.
Darüber hinaus organisiert der RC KW seit über 30 Jahren die Staaberegatta und die Kreismeisterschaften des Landkreises Dahme-Spreewald. Im Mastersbereich werden seit vielen Jahren Regatten wie z.B. Hamburger Staffelrudern, Rudermarathon Frankfurt/Oder, Nikolausregatta in Kettwig, Quer durch Berlin u.v.m erfolgreich besucht.
Die Wanderruderer wollten nach der Wende viele neue Ruderreviere kennenlernen. So ruderten sie u. a. in den Niederlanden, in Ungarn, Irland, Schweden und sind natürlich auf nahezu allen deutschen Gewässern zu finden. Weiterhin nehmen die Ruderer des RC seit 1990 jährlich am Wanderrudertreffen des DRV teil. Auch pflegt der RC KW freundschaftliche Beziehungen zu vielen anderen Rudervereinen.
Wo Sport getrieben und gearbeitet wird, muss natürlich auch gefeiert werden. Unsere traditionellen Feiern sind u.a. Eisbeinessen, Neptunfest, Irlandabend und Weihnachtsfeier.
Im Jahre 2003 zeichnete es sich das erste Mal ab, dass wir einen neuen Vorsitzenden suchen müssen, da unser alter Vorsitzende Klaus Schwirtzke nach 40 Jahren aus gesundheitlichen Gründen das Ruder in jüngere Hände legen wollte und musste.
Wir wünschen allen zukünftigen Vereinsvorsitzenden und Vorstandsmitgliedern eine glückliche Hand bei die Führung unseres Vereines und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Hoffen wir, dass nach dieser wechselvollen Geschichte der RC Königs Wusterhausen auch weiterhin existieren wird und guten Mutes auf weitere 100 Jahre hinarbeiten kann…